Übrigens bin ich selbst Schauspieler. Das ist das einzige, was ich wirklich gelernt habe - in allem anderen bin ich Autodidakt. |
Rainer Werner FASSBINDER |
* 31.05.1945, Bad Wörishofen, Bayern, Deutschland †
10.06.1982, München, Deutschland Regisseur, Drehbuchautor, Schauspieler * Schauspielunterricht bei Intendant Kraus (1963/64) und anschließend an der Schauspielschule Fridl Leonhard (dort Begegnung mit Hanna Schygulla) * 1966 (und 1967) beteiligt sich erfolglos an der Aufnahmeprüfung zur Deutsche(n) Film- und Fernsehakademie Berlin * Debüt als Regisseur, Autor und Schauspieler mit Kurzfilmen Der Stadtstreicher (1966) und Das kleine Chaos (1967) * 1967/68 Schauspieler, (später) Regisseur und Autor beim action-theater in München * 1968 Mitbegründer des antiteater * 1969 Debüt als Spielfilmregisseur * künstlerischer Durchbruch mit seinem zweiten Film Katzelmacher (nach seinem Bühnenstück, 1968 aufgeführt) - von der Presse als "Wunderkind des deutschen Films" gefeiert * in folgenden Jahren legt enorme Produktivität an den Tag und arbeitet als Regisseur und Autor fürs Kino, Fernsehen und Theater * 1971 beiteiligt sich an der Gründung des Filmverlag(s) der Autoren und gründet selbst die Produktionsfirma Tango Film (Händler der vier Jahreszeiten) * 1974/75 (Co-)Leiter des Theater(s) am Turm in Frankfurt am Main * 1975 schreibt sein letztes Stück Der Müll, die Stadt und der Tod * ab 1976 arbeitet auch mit internationalen Filmstars (Anna Karina, Dirk Bogarde, Giancarlo Giannini) zusammen * 1978 dreht mit Die Ehe der Maria Braun seinen erfolgreichsten Film - zugleich Beginn einer Trilogie (zusammen mit Lola und Die Sehnsucht der Veronika Voss) zur Geschichte der BRD in den fünfziger Jahren * 1979/80 inszeniert sein größtes und spektakulärstes Werk (14teilige Fernsehserie Berlin Alexanderplatz /nach Alfred Döblin/) * tritt als Schauspieler auch in Filmen anderer Regisseure (Ulli Lommel, Wolf Gremm) auf * stirbt mit 37 Jahren an einer Überdosis Kokain und Schlaftabletten * gilt als vielseitigster und produktivster Regisseur des Jungen Deutschen Films * verheiratet mit Ingrid Caven (1970-72) Rainer Werner Fassbinders Weg zur Bühne und zum Film führte ihn zunächst als Statist an die Münchner Kammerspiele, nachdem ihn die Berliner Filmakademie abgewiesen hatte. Erste Schauspielerfahrungen sammelte er am privaten Schauspielstudio Leonhard in München, wo er auch Hanna Schygulla kennen lernte. Bereits 1965 drehte er zwei Kurzfilme: "Die Stadtstreicher" und "Das kleine Chaos". 1967 wurde Fassbinder Mitglied des Münchner "Action Theaters", arbeitete dort in "Leonce und Lena" erstmals als Regisseur und führte sein eigenes Stück "Katzelmacher" auf. 1968 wurde das "antitheater" gegründet, ein Schauspiel-Kollektiv, das von Fassbinder entscheidend geprägt wurde und bald durch unkonventionelle Theater-, Film- und Fernsehproduktionen auf sich aufmerksam machte. Rainer Werner Fassbinder starb am 10. Juni 1982 mit 36 Jahren. Er drehte in seinem kurzen Leben über 40 Filme, bearbeitete und inszenierte Theaterstücke. Er trat als Schauspieler auf, und gelegentlich komponierte er auch die Musik zu seinen Filmen. [ZDF, Juni 2002] Er war der produktivste und kreativste Filmemacher seiner Generation. Als Rainer Werner Fassbinder am 10. Juni 1982, zehn Tage nach seinem 36. Geburtstag, starb, war sofort klar, wie groß der Verlust war, von dem der deutsche Film durch diesen frühen Tod betroffen wurde. Heute ist es Gewissheit: Auch 30 Jahre nach seinem Tod hat sich kein deutscher Regisseur gefunden, der ebenso beharrlich und intensiv vom Hier und Jetzt erzählt. Mit Fassbinder hat der deutsche Film seine vitalste Kraftquelle verloren. Geboren am 31. Mai 1945, im selben Jahr wie Wim Wenders und der Generation Werner Herzogs, Volker Schlöndorffs und Alexander Kluges angehörend, galt Rainer Werner Fassbinder zunächst als das Wunderkind des Neuen Deutschen Films, später als "agent provocateur" im deutschen Kulturbetrieb. Das Multitalent zeichnete nicht nur als Drehbuchautor und Regisseur verantwortlich, sondern übernahm auch die Ausstattung, Kamera und Schnitt, und spielte in vielen seiner eigenen Filme mit. Über 40 Kino- und Fernsehfilme sowie drei Kurzfilme hat der Autodidakt zwischen 1969 und 1982 gedreht. In jungen Jahren hatte er vergeblich versucht, an verschiedenen Schauspielschulen aufgenommen zu werden und gründete daraufhin sein eigenes Ensemble, mit dem er "Unbehagen an Einrichtungen des Bürgertums" schaffen wollte: das Antiteater. Viele Schauspieler aus dieser Zeit begleiteten Fassbinder seine ganze Karriere lang und gelangten selbst zu hoher Bekanntheit, wie etwa seine Muse Hanna Schygulla. Beeinflusst unter anderem von der französischen Nouvelle Vague und US-amerikanischen Gangsterfilmen, aber vor allem von Douglas Sirks Hollywood-Melodramen, gelten viele Filme Fassbinders heute als Klassiker des deutschen Autorenfilms. Sie erzählen, in immer neuen Variationen, vom wahren Leben im Falschen, von der Sehnsucht nach einem Zufluchtsort der Gefühle fern von der Warenwelt sowie vom Wunsch, die Regeln des herrschenden Systems zu überwinden. [ARTE, Juni 2012] |
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FILMS | |
# Liebe ist kälter als der Tod (1969-D) (04; 7001) Katzelmacher (1969-D) 88m-Sozialdrama Götter der Pest (1969-D) 91m-Kunstkrimi Warum läuft Herr R. Amok? (1969-D) 88m-Tragödie | Co-Regie: Michael Fengler Whity (1970-D) 95m-Westerndrama Der amerikanische Soldat (1970-D) 80m Warnung vor einer heiligen Nutte (1970-D/I) 103m-Tragikomödie # Händler der vier Jahreszeiten (1971-D) (7303) # Die bitteren Tränen der Petra von Kant (1972-D) (01; 7206) Wildwechsel (1972-D) 102m # Welt am Draht (1973-D) (Roman von Daniel F. Galouye) (01-03; 1010-F) Martha (1973-D)° 112m-Psychodrama | ursprünglich TVM # Angst essen Seele auf (1973-D) (09; 7403) # Fontane Effi Briest (1972-73-D) (Roman von Theodor Fontane) (09-10.72+10-11.73; 7406) # Faustrecht der Freiheit (1974-D) (7506) Mutter Küsters' Fahrt zum Himmel (1975-D) 120m-Sozialdrama Ich will doch nur, daß ihr mich liebt (1975-D * R+B: RWF, K: Michael Ballhaus, M: Peer Raben, D: Vitus Zeplichal, Elke Aberle) 104m-Drama | TVM (Kino: USA) Satansbraten (1975/76-D) 112m-Farce Chinesisches Roulette / Roulette chinoise (1976-D/F) 86m-Psychodrama Bolwieser (1976-D) 115m | Kinofassung eines 2teiligen Fernsehfilms (105m+97m) Eine Reise ins Licht - Despair / Despair (1977-D/F) 119m-Drama Die Ehe der Maria Braun (1978-D * R: RWF, B: Pea Fröhlich, Peter Märthesheimer, K: Michael Ballhaus, M: Peer Raben, D: Hanna Schygulla, Klaus Löwitsch) 120m-Drama In einem Jahr mit 13 Monden (1978-D) 124m Die dritte Generation (1978/79-D) 110m-Politgroteske/farce Berlin Alexanderplatz (1979/80-D) 930m-Drama > TVM (13 Teile + Epilog) + Kinoauswertung Lili Marleen (1980-D * R: RWF, B: Manfred Purzer; Joshua Sinclair, Rainer Werner Fassbinder, K: Xaver Schwarzenberger, M: Peer Raben, D: Hanna Schygulla, Giancarlo Giannini, Mel Ferrer) 120m-Kriegsmelodram /Roman von Lale Andersen/ # Lola (1981-D) (8108) # Die Sehnsucht der Veronika Voss (1981-D) (8202) Querelle - Ein Pakt mit dem Teufel / Querelle (1982-D/F) 106m |
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AWARDS | |
Filmband in Gold (Drehbuch) für Katzelmacher
[Deutscher Filmpreis 1970] Filmband in Gold (Regie) für Warum läuft Herr R. Amok? [Deutscher Filmpreis 1971] Filmband in Gold (Regie) für Eine Reise ins Licht - Despair [Deutscher Filmpreis 1978] Filmband in Gold (Regie) für Die Ehe der Maria Braun [Deutscher Filmpreis 1979] Premio David Luchino Visconti [David di Donatello 1979] |
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LINK | |
> Rainer Werner Fassbinder Foundation (deutsch, englisch, französisch) | |
BOOKS | |
Augusto M. Torres: Rainer Werner Fassbinder.
Madrid: Ediciones JC, 1983 Michael Töteberg [Hg.]: Rainer Werner Fassbinder: Die Anarchie der Phantasie: Gespräche und Interviews. Frankfurt/Main: Fischer, 1986 Jan Grulich: Rainer Werner Fassbinder. Praha: Ceskoslovensky Filmovy Ustav, 1987 Robert Katz, Peter Berling: Love Is Colder than Death: The Life and Times of Rainer Werner Fassbinder. [?]: Jonathan Cape, 1987 Rainer Werner Fassbinder. München: Edition Text + Kritik, 1989 Yann Lardeau: Rainer Werner Fassbinder. Paris: Editions de l'Etoile/Cahiers du Cinéma, 1990 Herbert Spaich: Rainer Werner Fassbinder: Leben und Werk. Weinheim: Beltz, 1992 Peter W. Jansen, Wolfram Schütte [Hg.]: Rainer Werner Fassbinder. Frankfurt/Main: Fischer, 1992 Christian B. Thomsen: Rainer Werner Fassbinder: Leben und Werk eines maßlosen Genies. Hamburg: Rogner & Bernhard, 1993 Juliane Lorenz [Hg.]: Das ganz normale Chaos: Gespräche über Rainer Werner Fassbinder. Berlin: Henschel Verlag, 1995 Peter Berling: Die 13 Jahre des Rainer Werner Fassbinder. Bergisch-Gladbach: Bastei-Lübbe, 1995 Thomas Elsaesser: Fassbinder's Germany: History, Identity, Subject. Amsterdam: Amsterdam University Press, 1996 + Rainer Werner Fassbinder. Berlin: Bertz, 2001 Wallace Steadman Watson: Understanding Rainer Werner Fassbinder: Film as Private and Public Art. ?: University of South Carolina Press, 1996 Laurence Kardish [Hg.], Juliane Lorenz [Mitarbeit]: Rainer Werner Fassbinder. New York : Museum of Modern Art, 1997 Paolo Vernaglione: Rainer Werner Fassbinder. Roma: Gremese, 1999 Michael Töteberg: Rainer Werner Fassbinder. Reinbek: Rowohlt, 2002 - 160 S. Robert Fischer [Hg.]: Fassbinder über Fassbinder: die ungekürzten Interviews. Frankfurt/Main : Verlag der Autoren, 2004 |
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Er wurde nur 37 Jahre alt, aber er drehte 42 Filme und schrieb Kinogeschichte: Rainer Werner Fassbinder (1945-1982), das Enfant terrible des deutschen Nachkriegsfilms. Werke wie "Die Ehe der Maria Braun" und "Berlin Alexanderplatz" gelten heute als Klassiker des Autorenfilms. Zwanzig Jahre nach Fassbinders Tod ist es an der Zeit, sein exzessives Leben und seine Werke neu zu betrachten. | |
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