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Abenteuerepos:
Sein profaner Tod war seines Lebens unwürdig: Colonel Thomas Edward
Lawrence (P.O'Toole) verunglückt tödlich bei einem
Motorradunfall. Bei seiner Beerdigung wird auf sein Leben und seine
Leistungen zurückgeschaut: Im Ersten Weltkrieg soll Lawrence als britischer
Offizier den Kriegsschauplatz Osmanisches Reich beobachten. Schnell
wird dem ebenso intelligenten wie sprachkundigen Lawrence klar, dass
er sich mit den Arabern verbünden muss, um die Türken besiegen zu
können. Zuerst zieht er Prinz Faisal (A.Guinness)
auf seine Seite, der ihm Scherif Ali (O.Sharif) als
Führer seines Stammes zur Seite stellt. Zusammen mit ihm schmiedet
Lawrence einen tollkühnen Plan: Die strategisch wichtige Hafenstadt
Akkaba soll erobert werden - nicht von der See aus, wo sie durch zahlreiche
türkische Kanonen geschützt wird, sondern über den Landweg. Der wird
von den Türken vernachlässigt, da für einen Angriff ein beinahe endloser
Marsch durch die Wüste bewältigt werden muss. Lawrence wagt das Unterfangen:
Mit 50 Freiwilligen macht er sich auf den beschwerlichen Weg, wohl
wissend, dass er mit seiner winzigen Truppe kaum etwas ausrichten
kann. Doch sein Charisma und sein unbefangener Umgang mit den Streitigkeiten
unter den arabischen Stammesfürsten helfen ihm, das Lager der Araber
zu einen. Selbst den Stamm von Auda ibu Tayi (A.Quinn),
der unter den Arabern als Banditenhorde verschrien ist, kann Lawrence
auf seine Seite ziehen. Der Aufstand der Araber gegen das Osmanische
Reich kann beginnen. Doch im weiteren Verlauf der Ereignisse wird
es für Lawrence immer schwieriger, zwischen britischer Loyalität und
der Freundschaft zu seinen arabischen Kampfgefährten einen gangbaren
Weg zu finden. Mit der Eskalation des Krieges verändert sich die Persönlichkeit
des nun "El Aurens" genannten Offiziers. Grausam gegenüber
Freund und Feind verliert er allmählich die Aura des tapferen Befreiers
von Arabien... [ARTE, Dezember 2014 | oc/c]
Der ursprünglich 222 Minuten lange Film wurde kurz nach der Premiere
um 20 Minuten gekürzt, für die Wiederaufführung Anfang der 70er-Jahre
nochmals um 15 Minuten. Ende der 80er Jahre wurde durch den Restaurator
Robert A. Harris die ursprüngliche handwerkliche Feinarbeit des Werks
wiederhergestellt, gekürzte Szenen wurden wieder eingefügt und der
Schnitt einzelner Sequenzen nach den ursprünglichen Vorstellungen
des Regisseurs David Lean verändert. *
Der aufwendig produzierte Historienklassiker war ein kühnes Filmprojekt:
Das Budget belief sich auf die zu damaligen Zeiten horrende Summe
von circa 15 Millionen Dollar. Zudem wurden die homosexuellen Neigungen
des Helden - gespielt von einem quasi unbekannten irischen Hauptdarsteller
- so weit angedeutet, dass der Film gänzlich ohne weibliche Hauptrollen
und eine Liebesgeschichte auskam. Gedreht wurde zu großen Teilen an
Originalschauplätzen in den Wüsten Afrikas und Arabiens - mit einem
jüdischen, ausgewiesen pro-israelischen Produzenten, Sam Spiegel.
Regisseur David Lean und sein Drehbuchautor Robert Bolt sahen von
allen heroisierenden, glättenden Eingriffen in das historische Material
ab und stellten Lawrence nicht als strahlenden Helden dar, der dem
britischen Empire zum Sieg verhilft, sondern als zutiefst zerrissenen,
enigmatischen Mann, dessen Ziele und Motivationen bis zuletzt zweifelhaft
bleiben. [ARTE] |